Am 11. und 12 Juni fand das Literaturcamp in Heidelberg statt. Was soll man sagen, ich könnte Stundenlang erzählen wie die Sessions liefen, wie toll das Orga-Team war, wie wunderbar die Menschen sind die kamen. Man kann von den Besuchern so viel nachlesen, schaut einfach mal beim Literaturcamp Rückblick rein. Was man nicht nachlesen kann ist die Sicht der Orga, das möchte ich ein bisschen komplettieren.
Es war eine von langer Hand angelegte Veranstaltung, die ersten Gedanken dazu hatte Suse schon Anfang 2015 – eine gute Kenngröße wenn man selbst so etwas plant, ihr habt jetzt noch Chancen das gut hinzubekommen, sofern ihr es erst 2017 macht. Wir hatten gute Bedingungen, einige der Organisatoren vom Barcamp Rhein-Neckar waren mit dabei und haben durch ihre Erfahrung das ganze weiter voran gebracht. Wir fingen also an zu Planen, wie groß, wie lange, welches Datum, ein Logo musste gemacht werden (Das hat Dirk Welz gemacht und es ist wunderschön geworden!), wir fanden mit Anne Weiss eine Lektorin für unsere Texte und hatten dann eine Broschüre um Sponsoren anzuwerben.
Auf der Buchmesse in Frankfurt haben wir Klinkenputzen bei den Verlagen betrieben. Wer versucht hat einen Verlag davon zu überzeugen für etwas Geld auszugeben das sich nicht sofort und ohne Probleme rechtfertigen lässt, der weiß von was für einer Arbeit ich rede. Fast alle Verlage waren schon per Mail angeschrieben worden, trotzdem war man überrascht. Auch unsere professionelle Broschüre sorgte für aufsehen, man wollte sich melden. Im Endeffekt haben wir die Sponsoren fast nur durch unsere Netzwerke bekommen, Suse Nathan und ich sind so viel auf Barcamps unterwegs das uns Rouven und Johannes einfach geglaubt haben das wir das anständig machen und waren mit der GLS Bank (Kann ich an dieser Stelle nur wärmstens weiterempfehlen) als zweitgrößter Sponsor dabei. Etwas mehr bekamen wir über Dirk, der die Kontakte zur Stadt Heidelberg hat und darüber auch ein Sponsoring eingefädelt hat. Als UNESCO Literaturstadt war das aber natürlich auch sehr passend ein Literaturcamp zu unterstützen. Suse hat mit Literaturschock einen Namen bei den Verlagen, wer von ihrer sonstigen Arbeit überzeugt ist hat sie dann auch bei diesem Projekt unterstützt.
Eine kleine lustige Geschichte muss man dazu erzählen, die Kölner Verlage hatten am Wochenende vor dem Litcamp die Literaturblogger Convention in Köln ausgerufen. Man hatte sich abgesprochen wer es uns “Beichtet” das man quasi eine Konkurrenzveranstaltung geplant hatte. Wir waren allerdings optimistisch das wir noch ausreichend Menschen mobilisieren können und konnten die Kollegen beruhigen. Es war trotzdem sehr nett, da hatten sich das erste mal ein paar Verlage wirklich Gedanken gemacht und mal ehrlich, auch wenn wir unser Konzept natürlich besser finden, es ist schon lange überfällig das ihr sowas macht, lieber Verlage. Sehr gut euer Engagement.
Wie unflexibel die Buchbranche ist und wie wenig dort teilweise neuere Arbeitsweisen und Techniken vertreten sind merkt man erst wenn man mal ein paar Verlagsleute von einer guten Idee überzeugen will. Ich darf jetzt nicht ranten (Das mache ich vielleicht mal separat 😉 ) – aber auch die Unterstützung von einigen angeblich so innovativen Köpfen der Branche war unfassbar inkonsistent. Wer dir sagt das das die beste Idee seit Jahren ist und sowas total toll ist und dann keine Zeit hat zu kommen oder auch nur wirklich Werbung zu machen… Ach egal, es waren die richtigen da. Danke euch allen!
Die Sponsorensuche war also mühsam, bei der Buchmesse in Leipzig hat es dann aber nochmal richtig gefunkt, wir bekamen einige neue Sponsoren und waren uns endlich sicher das wir ohne betteln oder Eigenanteile gut über die Runden kommen werden. Das Catering war auch organisiert, danke nochmal an die Leckerschmecker Küchenfee, es konnte quasi los gehen.
In den letzten 3 Wochen ging es nur darum noch ein paar grandiose Ideen die wir hatten fallen zu lassen, einfach weil uns die Kapazität gefehlt hat alles wirklich perfekt zu machen. Mit den ungeplanten Sachen im Hinterkopf haben wir alles so geschustert das es passte. Eine unglaublich große Hilfe waren die Engel die am Vorabend schon da waren und uns ermöglicht haben alles so hinzubekommen das am nächsten morgen auch der Einlass reibungslos funktionierte.
Suse war die Tage vorher schon Nervlich angegriffen, konsequenter weise haben wir versucht sie beim Camp aus den Entscheidungen rauszuhalten – und immerhin hat sie ein paar Sessions wenigstens teilweise besucht, es klappte also. Der Character eines Barcamps ist so, dass Fehler ausgebügelt werden. Jeder fühlt sich mit verantwortlich, wer helfen kann tut das, morgens noch einen Raum aufbauen? Kein Problem! Kaffee nachfüllen? Klaro, wenn ich weiß wie das funktioniert gerne. Keiner lacht in sich hinein wenn mal wieder die Technik streikt, denn man hat sich ausgesucht diese Session zu sehen und hilft mit das Problem zu lösen. So habe ich als Mitorganisator alles erlebt, man sah über kleine Holperer hinweg und fasste an wo man konnte. Der Aufbau war Am Vorabend im wesentlichen in 6 Stunden erledigt, der Abbau in 3. Fleißige Helfer fand man immer indem man rief “Wer kann kurz bei xyz helfen?”.
Ich bin traurig das es so schnell vorbeiging, denn die Magie die ein Barcamp ausmacht war mit euch allen besonders schön. Ich habe selbst keine Session besucht, einen Umstand den ich beim nächsten mal sicher ändern werde, trotzdem war es schön Teil des Ganzen zu sein. Wir sehen uns beim #litcamp17 – ich freue mich jetzt schon.
Die Fotos sind von Valentin bachem und unterliegen der Lizenz: CC-BY 2.0
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